Willkommen im Dorf der Hugenotten

Greifenthal wurde 1685 gegründet als neues Zuhause für französische Flüchtlinge, die wegen ihres Glaubens (Aufhebung des Ediktes von Nantes durch König Ludwig XIV) die Heimat im Queyras / frz. Alpen verlassen mussten. Graf Wilhelm Moritz von Solms-Greifenstein nahm die Ankömmlinge in seinem Gebiet auf und gab den zahlreichen Familien eine sichere Bleibe in den beiden Dörfern Greifenthal und Daubhausen.

Auch heute zeugen nicht nur Hugenottenkreuz, Hugenottenkirche oder -brunnen von der französischen Vergangenheit der beiden Dörfer, sondern auch Familien-, Häuser- oder Flurnamen, Bräuche, Gerichte, Aussprüche, Begriffe, vielleicht auch Spiritualität sind gegenwärtiger und lebendiger Verweis auf die Herkunft.

Keine Frage, die Greifenthaler sind stolz auf ihre Herkunft und die über 300-jährige Geschichte ihres Dorfes. Sie sind auch stolz auf ihr Tal, das es so seit dem Bau einer Umgehungsstraße in den 1980er Jahren nicht mehr gibt. Sie sind auch stolz auf ihren Dialekt, der nahezu „ausgestorben“ ist und nur noch von wenigen, alten Greifenthalern gesprochen wird. Und sie sind stolz auf ihre vielen Kirschbäume, die mittlerweile grau und betagt auf den Wiesen stehen und deren Früchte schon seit Jahrzehnten nicht mehr von den Dorfbewohnern gepflückt werden.

Ein Dorf ist kein Museum! Auch die Menschen nicht, die darin wohnen. So viel ist klar. Schnell und dynamisch ist das Tempo der Zeit. Sie befindet sich, wie es scheint, in einem atemlosen Wettlauf mit sich selbst. Und die Versuchung des Menschen ist groß, sich in diesem Geschwindigkeitsrausch selbst zu versäumen.

Nehmen wir einmal an, dass Vergangenheit und Zukunft eine Erfindung des Menschen sind. Dann nämlich haben Nostalgie und Vision kein Verfallsdatum…

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1 Antwort zu Willkommen im Dorf der Hugenotten

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